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Rennwagen und Rennpappen - made in Zwickau

2003-03-22 00:00:01 Geändert: 2008-09-04 17:44:06 (2) (Gelesen: 12795)
August Horch (1868-1951)

August Horch (1868-1951)

Der 10. Mai 1904 ist für Zwickau ein wichtiges Datum. Der Ingenieur August Horch, ein ständig expandierender Jungunternehmer, lässt seine Motor- und Motorenbaufabrik als AG ins Zwickauer Handelsregister eintragen.

Er will die Produktion von Motorwagen, die er bereits in Köln und im vogtländischen Reichenbach betrieben hat, ausweiten. Getreu seinem Grundsatz, "nur große und gute Wagen aus erstklassigem Material" zu bauen, treibt er von Zwickau aus die Automobil-Entwicklung voran. Seine erste Zwickauer Konstruktion ist ein so genannter "Tonneau", ein offener Viersitzer mit einem 14-17 PS leistenden Vierzylinder-Motor.
1906 verbucht Horch seinen ersten großen Erfolg: Auf der so genannten Herkomer-Rallye siegt Dr. Rudolf Stöss, der Fahrer eines "Horch". Trotz des Erfolgs und trotz der gut gehenden Geschäfte kommt es immer wieder zu Streitereien zwischen Horch, in seiner Tätigkeit als technischem Direktor und dem kaufmännischen Direktor Holler. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Horchwerke spitzen sich zu, als Horch beim Kaiserpreisrennen 1907 im Taunus einen Misserfolg einstecken muss. Bei dem Rennen sollte sein erster Sechszylinderwagen (Typ 31/60 PS), der mit enormen Kostenaufwand produziert worden war, Premiere haben. Doch das Fahrzeug fällt wegen technischer Mängel aus. 1909 wird Horch schließlich durch den Aufsichtsrat entlassen.
Vierzylinder-Tonneau
Horchs erste Zwickauer Konstruktion, ein Vierzylinder-Tonneau
Horch 25/42 PS, LKW von 1916
Horch 25/42 PS, LKW von 1916
August Horch und Beifahrer Schlegel
August Horch und Beifahrer Schlegel nach dem großen Sieg in der Österreichischen Alpenfahrt, 1914
Trabant 601 von 1964
Trabant 601 von 1964
Horchs Neuanfang mit Audi
Horch ist nicht unterzukriegen. Bereits vier Wochen nach seiner Entlassung gründet er unweit des alten Werkes ein neues Unternehmen. Er nennt es "Audi" - "horch!" auf lateinisch. Seine erste Eigenkonstruktion verlässt schon 1910 die Audi-Werke. Es ist der Audi 10/22 PS, Typ A. Mit einer verbesserten Ausführung dieses Wagens, dem Audi 10/28 PS, Typ B, gewinnt Horch mehrmals die schwierige Alpenfahrt.Diese Erfolge - Horch siegt insgesamt dreimal - bringen ihm zum einen den begehrten Wanderpreis ein, die höchste sportliche Trophäe in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg. Zum anderen wirken sich die Erfolge positiv für die Firma aus: Horch bekommt viele Aufträge. Das ändert sich auch nicht während des Krieges. Das deutsche Heer bestellt bei den Audi- und bei den Horchwerken - neben Automobilen - LKW und Krankenwagen.
Auch nach dem Krieg bleiben beide Werke in der Automobilbranche tonangebend. Audi entwickelt, zum Beispiel, 1921 daserste deutsche Auto mit Linkssteuerung, den Audi 14/50 PS, Typ K. Die Horch-Werke bringen 1926 den ersten deutschen Achtzylinder-Motor auf den Markt, und fünf Jahre später, auf dem Pariser Autosalon, stellen sie dann ihr teuerstes Luxusmodell vor, den 12 Zylinder 670, der zu einem Klassiker der Branche wird.
Schlechte Zeiten für große Automobile
Doch die großen repräsentativen Wagen werden aufgrund der schwierigen Wirtschaftslage zu wenig gekauft und damit in der Produktion zu teuer. 1928 schließlich wird das schwer angeschlagene Audi-Unternehmen vom Dänen Rasmussen und dessen DKW-Imperium aufgekauft. Die Firmennamen bleiben unverändert.
Wegen der Weltwirtschaftskrise bleibt die Auftragslage jedoch schlecht. 1932 kommt es darum zu einer weiteren Fusion. DKW und Audi schließen sich mit den Horchwerken und der Firma Wanderer zur zweitgrößten deutschen Automobilfirma nach Opel zusammen und gründen die AUTOUNION AG. Damit setzt endlich der wirtschaftliche Aufschwung ein. Denn die AUTOUNION kann fortan den Konkurrenzdruck besser abwehren. Es beginnt das bedeutendste Kapitel der Zwickauer Automobilgeschichte, mit der 800er Reihe von Horch, dem Audi-Front, und der F-Reihe von DKW. Dabei läuft die Kleinwagen-Produktion aus der F-Reihe am erfolgreichsten. Bis zu 250 Stück dieser Wagen verlassen pro Tag das Werk. In zahlreiche Länder werden sie exportiert, sogar nach Südafrika. Ein Grund für ihren Erfolg liegt wohl auch beim Preis der F-Reihe. So ist der F1 bereits für 1785 Reichsmark zu haben und damit der billigste Kleinwagen Europas.
Rennwagen-Erfolge am Nürburgring
Bekannt wird Zwickau aber nicht nur wegen seiner Kleinwagen-Exporte, sondern auch durch die Rennsporterfolge der 30er Jahre. Die von Ferdinand Porsche entworfenen und in den Horchwerken gefertigten Rennwagen verschaffen der AUTOUNION internationalen Ruhm. So erringt der Fahrer Hans Stuck die ersten Weltrekorde, und Bernd Rosenmeyer wird 1937 Europameister. Mit dem Krieg endet die Erfolgsgeschichte der AUTOUNION schließlich. Die Produktion der AUTOUNION-Werke wird auf den Bedarf des Heeres umgerüstet. Hergestellt werden unter anderem Heeresfahrzeuge, Torpedoteile und Flugzeugkanzeln.
Kunststoff anstelle von Tiefziehblech
Nach dem Krieg kommt das endgültige Aus für die AUTOUNION. Die Zwickauer Werke werden zu volkseigenen Betrieben erklärt und teilweise zur Großreparaturwerkstatt in der damaligen sowjetischen Besatzungszone umgewandelt. Ohnehin können Fahrzeuge erst ab 1947 produziert werden, weil die Fertigungshallen weitgehend zerstört und die restlichen Maschinenparks durch die Russen demontiert worden sind. Der Horch-LKW H 3 und der Traktor "Pionier" bilden schließlich den mühsamen Neubeginn. Ab 1948 kommen die ersten PKW hinzu, Basismodelle dafür sind die Vorkriegsentwicklungen des DKW F8 und F9. Anfang der 50er Jahre wird ihre Produktion nach Eisenach verlegt, denn ab 1955 wird der "Sachsenring P 240" in Zwickau gebaut, ein PKW in bester Horch-Tradition, der in Technik und Komfort dem internationalen Standard entspricht und in Handarbeit gefertigt wird.
Im selben Jahr erregt allerdings ein anderes Auto die größere Aufmerksamkeit. Auf der Leipziger Frühjahrsmesse wird das erste Kunststoff-Auto der Welt vorgestellt: der P 70.Als sich 1958 die beiden Zwickauer Automobilwerke (VEB Automobilwerke Zwickau und VEB Sachsenring Zwickau) zum "VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau" zusammenschließen, beginnt schließlich die Serienfertigung des "Trabant", zunächst des P 50 mit einer Höchstleistung von 18 PS, später des P 60 mit 23 PS. Ab 1965 wird dann der Trabant 601 gebaut, dessen Motorleistung drei Jahre später auf 26 PS erhöht wird.
Von dieser Zeit an werden im Rahmen der Trabant-Entwicklung nur noch Details verbessert. Den Konstrukteuren gelingt es nicht, neue Modelle in die Serienfertigung zu bringen. Prototypen müssen verschrottet werden. Da die laufende Produktion der Trabbis nicht unterbrochen werden darf, hätte für die effektive Entwicklung neuer Modelle ein zweites Montagewerk gebaut werden müssen. Doch dafür geben die Politiker niemals ihr O.K.
Eine wirkliche Neuerung kommt erst 1990. Der Trabant 1,1 - mit einem in Lizenz gefertigten Vier-Takt-Ottomotor - wird gebaut. Der erste dieser Art ist insgesamt der dreimillionste Trabant. Im selben Jahr, im September 1990 wird in Zwickau/Mosel der Grundstein für ein Volkswagen-Werk gelegt. Der erste VW-Polo rollt bereits fünf Monate später vom Band. Die Nachfrage nach dem Trabi sinkt während dieser Monate rapide. Das Ende der Trabi-Legende - es kommt schnell. Bereits am 30. April 1991 verlässt der letzte Trabant das Zwickauer Werk.
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