Vor 52 Jahren
Folgende Veränderung wurde am Trabant vorgenommen:
15.11.1972:- Entfall einer Zwischenlage an der hinteren Blattfeder
Hinweise zur Einstellung und Instandhaltung des Vergasers 28 HB 4-1 für den Trabant-Motor
Dipl.-Ing. Chr. Müller (KDT), VEB Berliner Vergaserfabrik,
Dipl.-Ing. C. Morgenstern (KDT) VEB Barkas-Werke, Karl-Marx-Stadt
Da sich die Grundsysteme des Vergasers 28 HB 4-1 (Schwimmersystem, Leerlauf-, Haupt- und Start-Vergasersystem) nicht von denen des Vergasers 28 HB 3-1 unterscheiden, können Hinweise für die Einstellung und Instandhaltung dieser Systeme ausgeklammert werden. Der konstruktive Aufbau und die Funktion des Luftsteuerventils am Vergaser 28 HB 4-1 waren bereits in der KFT 9/82 eingehend erläutert worden [1], Ausgehend von den funktionellen Belangen, ergibt sich bei der Wartung und Einstellung dieser zusätzlichen Bauteile am Vergaser die Notwendigkeit, einen optimalen Öffnungszeitpunkt des Luftsteuerventils bzw. die Dichtheit des Ventils zu kontrollieren. Bei den durchzuführenden Arbeiten ist zu unterscheiden nach
- den im Werkstättenbetrieb ausreichend zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln bzw.
- den Möglichkeiten des Fahrzeugbesitzers bei der Selbstinstandhaltung mit einem Minimum an Hilfsmitteln.
Als Ausstattung für die Durchführung der Arbeiten in Vertragswerkstätten müssen vorhanden sein:
- Drehzahlmeßgerät zur Einstellung der Leerlaufdrehzahl,
- Infralyt-Abgasmeßgerät zur Einstellung des CO-Gehaltes im Leerlauf,
- der vom gleichen Gerät erzeugte Unterdruck wird zur Kontrolle des Öffnungsbeginnes des Luftsteuerventils herangezogen,
- Unterdruckmanometer oder U-Rohrmanometer zur sichtbaren Anzeige des Öffnungspunktes des Luftsteuerventils.
Bei Vorhandensein dieser Hilfsmittel ist bei der Einstellung folgendermaßen
vorzugehen, wobei der Vergaser für den eigentlichen Einstellvorgang nicht vom
Motor demontiert werden muß: Nach dem Warmlaufen des Motors wird das Gestänge
(Einzelheit 2 in Bild 1) mit der Kugelpfanne 4 vom Kugelzapfen des Hebels 1
abgedrückt und damit ausgehängt. Der Hebel 1 wird in Richtung zum Motor zeigend
gestellt, damit das Luftsteuerventil geschlossen ist. Durch Verstellen der
Drosselklappenanstellschraube 5 wird eine Leerlaufdrehzahl von nL =
700 ± 50 U/min eingestellt. Hierfür ist der Anschluß des Drehzahlmessers
notwendig.
Mit dem Infralyt-Abgasmeßgerät ist zu überprüfen, daß die CO-Emission im
Leerlauf 3,5 Vol.-% nicht überschreitet. Falls ein „runder" Leerlauf unter
diesem Wert zu erzielen ist, können auch COL-Werte < 3,5 Vol.-%
eingestellt werden. Diese Einregulierung erfolgt durch Verstellen der
Leerlaufluftschraube (Einzelheit 1 im Bild 2). Ist der Leerlauf eingestellt,
wird der Motor abgestellt das Gestänge am Luftsteuerventil wieder eingehängt und
der Luftschlauch 3 vom Schlauchnippel 2 entfernt.
Anschließend erfolgt der im Bild 3 dargestellte Meßaufbau. Mit den Schläuchen 1,
2 und 3 sowie der Rohrverzweigung 4 wird der Schlauchnippel 5 des
Luftsteuerventils 6 mit dem U-Rohrmanometer 7 und dem Infralyt-Abgasmeßgerät 8
verbunden. Bei anliegendem Unterdruck des eingeschalteten Infralyt-Gerätes und
dicht schließendem Luftsteuerventil ergibt sich ein Flüssigkeitsstand im
U-Rohrmanometer entsprechend der Darstellung 7a, während der Flüssigkeitsstand
entsprechend 7b ein geöffnetes Luftsteuerventil anzeigt. Vor Beginn der
Einstellung wird die Drosselklappenanstellschraube (Einzelheit 5 in Bild 1) um
eine halbe Umdrehung hineingedreht. Das bewirkt eine um etwa 1° weitere Öffnung
der Drosselklappe und bildet einen Sicherheitsabstand gegen verfrühtes Öffnen
des Luftsteuerventils.
In dieser Stellung muß das Luftsteuerventil öffnen. Man stellt diesen Zustand an
der Veränderung der Flüssigkeitssäule im U-Rohr-Manometer fest (siehe
Darstellung 7b im Bild 3). Öffnet das Ventil in dieser Stellung der
Drosselklappe nicht, werden die Kontermuttern (Einzelheit 3 im Bild 4) des
Gestänges 2 gelöst und durch Drehen der Verbindungsstange 2 der richtige
Öffnungswinkel eingestellt. Nach dem Kontern der Kugelpfannen 4 mit den Muttern
3 ist eine nochmalige Kontrolle des Öffnungspunktes zu empfehlen, da durch das
Kontern eine unbeabsichtigte Längen Verstellung erfolgt sein kann.
Da bei vielen Trabant-Fahrern der Wunsch nach Selbstinstandhaltung groß ist,
wurden Untersuchungen angestellt, ob auch ohne die genannten Geräte eine
hinreichend genaue Einstellung des Öffnungsbeginns des «Luftsteuerventils
erreicht werden kann. Dabei hat sich nach Überprüfung der Einstellergebnisse
verschiedener Personen der folgende Arbeitsablauf als geeignet erwiesen:
- Abkopplung des Gestänges, Einregulierung des Leerlaufes (dabei möglichst niedrige Drehzahl bei weit herausgeschraubter Leerlaufluftschraube einstellen, Einzelheit 1 im Bild 2), anschließend Stillsetzen des Motors,
- Hineindrehen der Drosselklappenanstellschraube um eine Umdrehung bzw. 2° Drosselklappenwinkel als Sicherheitsabstand gegen verfrühtes Öffnen des Luftsteuerventils,
- Suchen des Druckpunktes für den Öffnungsbeginn des Luftsteuerventils, indem der Betätigungshebel der Nockenwelle (siehe Bild 5) aus einer ungefähr waagerechten Position rd. 45° nach oben und zum Motor zeigend entgegen dem Uhrzeigersinn bis zum spürbaren Druckpunkt, der dem Öffnungsbeginn entspricht, geführt wird. In dieser Position ist der Betätigungshebel festzuhalten,
- das leichtgängige Überstreifen der Kugelpfanne auf den Kugelzapfen ist in der gefundenen Position des Betätigungshebels zu überprüfen. Ist dieser Zustand nicht gegeben, muß die Länge des Betätigungsgestänges wie bereits beschrieben verändert werden,
- nach Auffinden der leichtgängigen Überstreifposition ist die Kugelpfanne auf den Kugelzapfen aufzudrücken. Anschließend sind die beiden Kontermuttern anzuziehen, wobei darauf zu achten ist, daß sich bei diesem Vorgang die Verbindungsstange nicht unbeabsichtigt verdreht.
Bild 1 Vergaser 28 HB 4-1 mit am Luftsteuerventil demontiertem
Betätigungsgestänge für die Einstellung des Motorleerlaufes
1 Betätigungshebel des Luftsteuerventils, 2 Verbindungsstange, 3 Kontermuttern,
4 Kugelpfannen, 5 Drosselklappenanstellschraube
Bild 2 Vergaser 28 HB 4-1 mit demontiertem Luftzuführungsschlauch bei
der Einstellung des Öffnungspunktes des Luftsteuerventils
1 Leerlaufluftregulierschraube, 2 Schlauchnippel für Luftzuführungsschlauch, 3
Luftzuführungsschlauch, 4 Verschlußschraube
Â
Bild 3 Schematische Darstellung des Prüfaufbaues zur Einstellung des
Luftsteuerventils
1, 2, 3 Verbindungsschläuche, 4 Rohrverzweigung, 5 Schlauchnippel, 6
Luftsteuerventil, 7 U-Rohrmanometer, 8 Infralyt-Abgasmeßgerät
Bild 4 Vergaser 28 HB 4-1 Seitenansicht mit Betätigungsgestänge für
das Luftsteuerventil
1 Betätigungshebel, 2 Verbindungsstange, 3 Kontermuttern, 4 Kugelpfannen (3
Fotos: Pietsch)
Bild 5 Schnittdarstellung des Luftsteuerventils im Vergaser 28HB4-1
Anstelle des manuellen Suchens des Druckpunktes an der Nockenwelle des
Luftsteuerventils besteht schließlich noch die Möglichkeit, unter Nutzung der
Lungenkraft des Einstellers durch Saugen (analog des Unterdruckes vom
Infralyt-Gerät) diesen Punkt zu suchen. Die weiteren Arbeitsgänge entsprechen
den vorstehenden Beschreibungen.
Die Arbeiten zur möglichst exakten Einstellung des Öffnungspunktes des
Luftsteuerventils wurden deswegen so ausführlich behandelt, weil zu erkennen
ist, daß dies für eine optimale Wirkung des Verfahrens wesentlich ist. Um in der
Serienproduktion aller Kooperationspartner einen reibungslosen Ablauf zu
sichern, wird der Öffnungsbeginn vom Herstellerwerk des Vergasers einheitlich
auf einen Wert von 7° + 3° Drosselklappen-Öffnungswinkel mit Hilfe einer Meßuhr
eingestellt. Bei der Regenerierung von Vergasern 28 HB 4-1 ist ebenfalls nach
der in einer Kundendienstinformation von BVF beschriebenen Methode zu verfahren
(das gleiche gilt bei Garantiefällen). Diese zum Zeitpunkt der Auslieferung
vorliegende Einstellung kann durch eine spätere Nachjustierung des
Öffnungsbeginns des Luftsteuerventils optimiert werden. Es können dabei auch
verschiedene Einflüsse kompensiert werden, die sich während des ersten
Einsatzzeitraumes ergeben, wie Nachregulierung der Leerlaufdrehzahl bzw.
Berücksichtigung von Dickenveränderungen der Ventilplatte aus Elastwerkstoff.
Die exakte Arbeitsweise des Luftsteuerventils kann durch folgende Fehlfunktionen
bzgl. seiner notwendigen Absperrfunktion im Leerlauf des Motors gestört werden:
- ungenügende Dichtheit an den aufgeschobenen Enden des Verbindungsschlauches infolge Verhärtung des Materials. Abhilfe durch Schlaucherneuerung,
- defekter Wellendichtring auf der Betätigungs-Nockenwelle,
- Bruch einer Feder im Bereich des Ventilstößels, wodurch die Ventilplatte am Ventilsitz nicht mehr abdichtet. Da ein völliges Zerlegen des Luftsteuerventils an dieser Stelle nicht möglich ist, macht sich in diesem Fall der Austausch des kompletten Ventils erforderlich,
- Lockerung oder Verlust der Verschlußschraube (Einzelheit 4 im Bild 2).
Zur Pflege des Luftsteuerventils sollen noch folgende Hinweise gegeben werden:
- die Kugelgelenk-Verbindungen sind mit Getriebeöl HLP 36 zu schmieren,
- die Schmierung des Nockenraumes erfolgt mit Schmierfett SWD 712. Wird eine Nachschmierung erforderlich, ist unbedingt darauf zu achten, daß dieser Raum nicht völlig mit Fett gefüllt wird, da es sonst wegen der Verdrängerwirkung der Verschlußschraube zum Anheben des Ventilstößels kommt und das Ventil geöffnet bleibt (vorgeschriebene Schmierstoffmenge rd. 3 g).
Literatur
[1] Morgenstern, C.-H.; Hilse, W.: Trabantmotor mit stufenloser
Gemischabmagerung. Kraftfahrzeugtechnik (1982), Heft 9, S. 265 und 266.
Quelle
Kraftfahrzeugtechnik 1/83 Seiten 29, 30
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